Deutscher Caritasverband e.V.
26.07.2021
Pandemiefolgen, Digitalisierung und Klimawandel verstärken sich als Herausforderungen gegenseitig – deshalb müssen wir die gegenseitigen Wirkungszusammenhänge beachten und angemessene Lösungskonzepte zu entwickeln.
Die Herausforderung ist enorm. Um die 1,5‑Grad-Grenze annähernd zu erreichen, müssen die Emissionen in Deutschland in den kommenden fünf bis sechs Jahren etwa halbiert, die Anstrengungen nahezu verzehnfacht werden. Denn klimapolitisch nicht (ausreichend) aktiv zu werden, ist mit erheblichen sozialen, ökonomischen und geopolitischen Kollateralschäden verbunden.
Soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz bedingen sich gegenseitig und müssen beide gleichermaßen befördert werden. Weder reicht eine verteilungspolitische Abfederung von Klimaschutzmaßnahmen noch sollten Klimaschutzmaßnahmen aus falsch verstandener Rücksichtnahme auf einkommensschwächere Haushalte unterbleiben.
Als erstes ist zu prüfen, welche vorhandenen Forderungen substanziell zur Treibhausgas-Reduktion beitragen. Zweitens sind die sozialen Auswirkungen zu untersuchen, damit Klimaschutz nicht einseitig Einkommensschwächere belastet. Ambitionierter und sozial gerechter Klimaschutz soll zur Leitlinie der Daseinsvorsorge werden.
Global und national leiden einkommensärmere Menschen, Ältere sowie Kinder und Jugendliche stärker unter den Folgen der bereits spürbaren Klimakrise. Häufiger auftretende Wetterextreme, Dürre, der Verlust an fruchtbaren Böden, der Anstieg des Meeresspiegels, Desertifikation und die Versalzung der Böden führen zu Ernährungskrisen und zum Verlust an Lebensperspektiven im Globalen Süden.
Auch in Deutschland leiden zuvorderst Einkommensärmere, die häufig in schlecht isolierten Wohnungen leben. Sie heizen sich in heißen Sommern stark auf und lassen die nötige Abkühlung nicht zu, weil in dicht bebauten Stadtvierteln Frischluftschneisen für die Abkühlung fehlen.
Sowohl Kinder und Jugendliche als auch ältere Menschen sind besonders stark von den Auswirkungen der steigenden Temperaturen betroffen. Ältere leiden häufiger unter Herz-Kreislauferkrankungen und Jüngere weisen entwicklungsbedingt eine besondere Verletzbarkeit auf. Von Atemwegserkrankungen sind alle gleichermaßen betroffen.
Dabei stoßen die besonders von der Klimakrise Betroffenen proportional wesentlich weniger Kohlendioxid aus. Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt mit einem Ausstoß von weniger als einer Tonne CO2 klimagerecht und stößt zusammen nur halb so viel Treibhausgase aus wie das reichste 1 Prozent der Weltbevölkerung. Auch in Deutschland tragen die Mittel- und Oberschicht durch größere Wohnungen sowie mehr (Freizeit-) Mobilität deutlich mehr zur Klimakrise bei. Die bisherige Klimapolitik setzt in großen Teilen auf finanzielle Anreize (EEG-Umlage, Förderprogramme bei Gebäudesanierung, Kaufprämie für E‑Autos…) oder auf Preissignale (CO2-Preis) ohne Progression. Dies begünstigt die Mittel- und Oberschicht und führt aufgrund einer zunehmend erkennbaren sozialen Schieflage zu abnehmender Akzeptanz. Aus diesen sozialpolitischen Gründen mischt sich der Deutsche Caritasverband in die Klimapolitik ein.
In unserer Broschüre finden Sie zusätzliche Infos zum Thema sozial gerechter Klimaschutz.
Die Caritas setzt sich zur Bundestagswahl 2021 darüber hinaus für gute Pflege und für bessere soziale Absicherung ein. Einen Überblick über unsere Forderungen finden sie unter “WIR FORDERN”.
Sie interesssieren sich für weiterführende Informationen zu unseren Forderungen oder möchten über die Themen ins Gespräch kommen? Hier finden Sie unser ausführliches sozialpolitisches Hintergrundpapier als PDF-Download.
Eine Antwort auf „Blog: Beitrag: Sozialpolitische Forderungen “Klima”“
Hallo
Sie schreiben: Die sozial-ökologische Transformation gehört zu den großen Herausforderungen der Zukunft. Ist es nicht eher so, dass: Die heilige-geistige Transformation gehört zu den großen Herausforderungen Zukunft. Denn Methoden und Strategie sind immer nur Krücken und Umgehungsstraßen, da der entscheidende Faktor im Herzen eines Menschen ist?