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DIE BAHN­HOFS­MIS­SI­ON — FÜR MEN­SCHEN IN NOT “EIN­FACH” DA

Philipp Spitczok
Phil­ipp Spitczok
23.03.2021


Coro­na und sei­ne Aus­wir­kun­gen tref­fen uns alle hart, doch für not­lei­den­de Men­schen ist es beson­ders schwer. Seit mitt­ler­wei­le einem Jahr arbei­ten die über­wie­gend ehren­amt­lich enga­gier­ten Mitarbeiter_innen im „Coro­­na-Modus“.

„Blei­ben Sie wenn mög­lich bit­te zuhau­se. Schrän­ken sie Ihre sozia­len Kon­tak­te auf das Nötigs­te ein.“ – wir erin­nern uns, der ers­te Lock­down. Öffent­li­che Ein­rich­tun­gen, Schu­len, Kin­der­gär­ten, Muse­en und Kinos wur­den „run­ter­ge­fah­ren“, aber auch Hilfs-Ein­rich­­tun­­gen wie Tafeln, Essens­an­ge­bo­te für arme oder woh­nungs­lo­se Men­schen, Klei­der­lä­den oder Tages­auf­ent­hal­te schlos­sen ihre Pforten.

FSJ­le­rin neben gespen­de­ten Hygie­ne­ar­ti­keln Foto: Bahn­hofs­mis­si­on Freiburg

Nicht alle wirk­lich „frei­wil­lig“, vie­le muss­ten das tun, weil Ihnen plötz­lich die oft ehren­amt­li­chen Mitarbeiter_innen fehl­ten, die sich in dem Moment ver­nünf­ti­ger­wei­se zurück­ge­zo­gen hat­ten. Vie­le sozia­le Ein­rich­tun­gen der Daseins­für­sor­ge arbei­ten mit ehren­amt­li­chen Mitarbeiter_innen und eine gro­ße Zahl die­ser Men­schen ist im Rentenalter.
In der Bahn­hofs­mis­si­on in Frei­burg zeich­net sich seit eini­gen Jah­ren ein neu­er Trend ab, der uns in der Pan­de­mie zugu­te­kommt. Unser Ehren­amt hat sich stark ver­jüngt. Mitt­ler­wei­le sind in unse­rem Team von knapp 30 Mit­ar­bei­ten­den etwa zwei Drit­tel zwi­schen 19 und 30 Jah­ren jung.

Sozia­le Arbeit geht nicht (gut) aus dem Homeoffice

Zu Beginn der Pan­de­mie haben auch wir gebangt, wie es wei­ter­ge­hen kann. Wür­den wir genug Hel­fen­de haben, die uns wei­ter­hin ehren­amt­lich unter­stüt­zen? Kön­nen wir die Hygie­­ne- und Abstands­re­geln ein­hal­ten? Kön­nen wir uns und unse­re Gäs­te gut genug vor dem Virus schützen?
Vie­le gera­de der jun­gen Ehren­amt­li­chen waren wei­ter­hin hoch moti­viert und woll­ten uns wei­ter­hin unter­stüt­zen. Allen war klar: Die Men­schen brau­chen gera­de jetzt unse­re Hil­fe! Doch trotz­dem ent­schie­den wir im Lei­tungs­team uns bei der Arbeit auf sehr weni­ge Akti­ve zu beschrän­ken. Der Gedan­ke dahin­ter war klar: Je weni­ger Mit­ar­bei­ten­de sich infi­zie­ren kön­nen, des­to län­ger kön­nen wir für unse­re Gäs­te da sein. So wur­den „The Coro­­na-Seven“ gebo­ren, denn wir merk­ten schnell, dass es wich­tig sein wür­de gra­de in die­ser Zeit den Humor nicht zu ver­lie­ren. Neben zwei Lei­tungs­ver­ant­wort­li­chen blie­ben auf eige­nen Wunsch zwei Frei­wil­li­ge im Sozia­len Jahr (FSJ), eine Stu­die­ren­de im Pra­xis­se­mes­ter von der Katho­li­schen Hoch­schu­le in Frei­burg, sowie zwei ehren­amt­lich Mit­ar­bei­ten­de „an Bord“.

„So kön­nen wir bis heu­te nicht ganz ohne Stolz behaup­ten, dass wir kei­nen ein­zi­gen Tag wegen Coro­na geschlos­sen hatten.“

Wir haben zunächst unse­re Prä­senz­zei­ten mas­siv her­un­ter­ge­fah­ren und waren weit weni­ger als die Hälf­te der Zeit am Bahn­hof vor Ort. So konn­ten und kön­nen wir bis heu­te nicht ganz ohne Stolz behaup­ten, dass wir kei­nen ein­zi­gen Tag wegen Coro­na geschlos­sen hatten.
Aber die Arbeit vor Ort hat sich sehr ver­än­dert: Waren wir vor Aus­bruch der Pan­de­mie neben Erst­an­lauf­stel­le, Not­ver­sor­gungs­stel­le und Wei­ter­ver­mitt­ler auch Auf­ent­halts­ort — „Café“ und „Wohn­zim­mer“ — und dabei nie­der­schwel­lig bera­tend tätig, fan­den wir uns nun vor allem in der Rol­le der Not­ver­sor­ger wie­der. Zwar gab es auch schon lan­ge vor der Pan­de­mie fest­ge­leg­te Zei­ten zur Not­ver­sor­gung mit Schmalz- und Mar­me­la­den­bro­ten, aber unser Fokus lag nicht dar­auf. Nun ver­sorg­ten wir die Gäs­te zusätz­lich zu unse­rem übli­chen Brot­an­ge­bot mit Lebens­mit­teln, Hygie­ne­ar­ti­keln und ande­ren nütz­li­chen Din­gen fürs Leben, die uns zum aller­größ­ten Teil aus der Bevöl­ke­rung gespen­det wur­den. Über­haupt erle­ben wir bis heu­te eine unglaub­lich gro­ße Soli­da­ri­tät, was sowohl Geld- und Sach­spen­den betrifft. Das ist toll und zeigt uns, dass wir auf dem rich­ti­gen Weg sind.

War­te­schlan­ge bei der Essens­aus­ga­be Foto: Bahn­hofs­mis­si­on Freiburg

Arbeit unter ver­schärf­ten Bedingungen

Die ers­ten Mona­te war kein Auf­ent­halt mehr bei uns mög­lich, zu klein unse­re Räum­lich­kei­ten für zu vie­le Men­schen, wir haben unse­re Gäs­te nur noch „To-Go“ und drau­ßen bedie­nen kön­nen. Dar­un­ter hat der Kon­takt zwi­schen dem Team und den Gäs­ten sehr gelit­ten, inten­si­ve­re Gesprä­che wur­den zur Aus­nah­me, es ging vor allem um aku­te Über­le­bens­hil­fe für unse­re oft woh­nungs­lo­sen, armen, ein­sa­men, aber auch Dro­gen­ab­hän­gi­gen Gäs­te. Lang­sam ver­su­chen wir nun wie­der in einen „Nor­mal­be­trieb“ zurück­zu­kom­men, wis­sen aber, dass noch ein lan­ger Weg vor uns liegt.
Unse­re Gäs­te sind dank­bar für jeden Tag, an dem wir für sie da sind. Das macht uns glück­lich — trotz Coro­na #ein­fach­da.

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HIL­FE FÜR WOH­NUNGS­LO­SE IN AACHEN -
ANLAUF­STEL­LE KOMMT IN KIR­CHE UNTER

Christian Heidrich

Chris­ti­an Heidrich
18.03.2021



Woh­nungs­lo­se in Aachen haben – trotz Coro­na – auch tags­über eine Anlauf­stel­le. Mög­lich macht das eine Koope­ra­ti­on von Cari­tas, Kir­che und Kommunalverwaltung.

Das Café Platt­form und das Troddwar sind in Aachen bekannt. Nicht nur bei Woh­nungs­lo­sen und Sucht­kran­ken. Die Ein­rich­tun­gen der Cari­tas Aachen haben sich einen Namen gemacht als wich­ti­ge Anlauf­stel­len für Men­schen, die nicht wis­sen, wohin. Tags­über gibt es war­mes Essen, war­me Geträn­ke, die Mög­lich­keit zum Duschen, Bera­tungs­an­ge­bo­te und eine Not­schlaf­stel­le. Doch in Coro­­na-Zei­­ten ist das anders. 

Foto: DiCV Aachen

Weil in der Not­schlaf­stel­le des Café Platt­form die stren­gen Coro­­na-Regeln nicht ein­ge­hal­ten wer­den kön­nen, zog die­se bereits im Früh­jahr 2020 zunächst in eine städ­ti­sche Turn­hal­le, schließ­lich in ein leer­ste­hen­des Schul­ge­bäu­de um. Und als sich die Coro­­na-Situa­­ti­on zum Jah­res­en­de wei­ter zuspitz­te und Auf­la­gen ver­schärft wur­den, muss­te sich die Cari­tas auch für die Tages­an­ge­bo­te der bei­den Ein­rich­tun­gen auf die Suche machen nach einem Aus­weich­quar­tier. Fün­dig wur­den sie in einer Kir­che. St. Peter, zen­tral gele­gen am Bus­hof, ist nun noch bis Ende Mai das Aus­weich­quar­tier von Café Platt­form und Troddwar.

Ein Aus­weich­quar­tier für den stren­gen Winter

„Für uns war es wich­tig, noch vor Beginn der stren­gen Win­ter­ta­ge ein Aus­weich­quar­tier zu fin­den, in dem wir unse­re Bezie­hungs­ar­beit zu den woh­nungs­lo­sen und sucht­kran­ken Men­schen fort­set­zen kön­nen“, sagt Bern­hard Ver­ho­len. Der Vor­stand der Cari­tas Aachen ist der Pfar­re Fran­zis­ka von Aachen und ihrem Pfar­rer Timo­theus Eller dank­bar, dass sie die Kir­che zur Ver­fü­gung stel­len. Die wird bis Ende Mai zusam­men mit der kroa­ti­schen und der viet­na­me­si­schen Gemein­de ihre Got­tes­diens­te in der Kir­che Hei­lig Kreuz fei­ern. „Ich freue mich, dass sie die­sen Weg mit­ge­hen und in den kom­men­den Mona­ten die­se ein­ma­li­ge Not­si­tua­ti­on mit­tra­gen. So kön­nen wir die Bin­dun­gen zu den Woh­nungs­lo­sen und Sucht­kran­ken auf­recht­erhal­ten. Dass dafür meh­re­re Sei­ten zusam­men­ar­bei­ten passt sehr gut zum Mot­to der Cari­­tas-Dach­­kam­­pa­­g­ne ‚Das machen wir gemein­sam‘“, sagt Bern­hard Verholen.

„Für uns war es wich­tig, noch vor Beginn der stren­gen Win­ter­ta­ge ein Aus­weich­quar­tier zu fin­den, in dem wir unse­re Bezie­hungs­ar­beit zu den woh­nungs­lo­sen und sucht­kran­ken Men­schen fort­set­zen können.“

Denn dass die Woh­nungs­lo­sen und Sucht­kran­ken tags­über eine Anlauf­stel­le unter Coro­­na-Bedin­­gun­­gen haben, ist nicht nur Sache der Cari­tas Aachen und der Gemein­de St. Peter. Auch Stadt und Städ­te­re­gi­on unter­stüt­zen die ande­re Nut­zung der Kir­che bis Ende Mai. Bei­de haben jeweils 30.000 Euro zur Ver­fü­gung gestellt, weil es ihr Inter­es­se ist, dass gera­de in Coro­­na-Zei­­ten die Betreu­ung von Woh­nungs­lo­sen und Sucht­kran­ken in öffent­li­chen Ein­rich­tun­gen gewähr­leis­tet bleibt. Dort, wo im Halb­kreis um den Altar her­um nor­ma­ler­wei­se die Gemein­de­mit­glie­der Got­tes­dienst fei­ern, sind auf einen Teil der Kir­chen­bän­ke nun gro­ße Holz­ti­sche mon­tiert. Ein Aache­ner Unter­neh­men hat die­se Auf­ga­be ehren­amt­lich über­nom­men. So sind sie­ben gro­ße Tische ent­stan­den, an denen Woh­nungs­lo­se im not­wen­di­gen Abstand sit­zen kön­nen, um ihr Essen ein­zu­neh­men. Das bringt die Cari­tas jeden Tag aus der Küche im Café Platt­form in die Kir­che St. Peter. Und nicht nur das: Die Bera­tungs­an­ge­bo­te von Café Platt­form und Troddwar wer­den nun wei­ter­hin in St. Peter angeboten.

Ein Besu­cher des Café Platt­form beim Aus­fül­len eines Antrags (Foto: DiCV Aachen)


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SHEL­TER­SUITS FÜR OBDACH­LO­SE – EINE IDEE, DIE LEBEN RET­TEN KANN

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Alex Eich­ner
19.02.2021



Wenn im Win­ter die Tem­pe­ra­tu­ren in den Kel­ler gehen, kämp­fen vie­le Men­schen, die kein fes­tes Dach über dem Kopf haben ums Über­le­ben. Eine neue Idee aus Hol­land könn­te ihnen helfen.

Klir­ren­de Käl­te. Eisi­ger Wind im Gesicht. Die Hän­de las­sen sich kaum mehr bewe­gen. Win­ter in Ber­lin mit Schnee und zwei­stel­li­gen Minus­gra­den. Wer kann, wärmt sich schnell in der hei­mi­schen Woh­nung auf – bei einer hei­ßen Tas­se Tee und schaut dem Schnee­trei­ben drau­ßen zu. Für die­je­ni­ge, die kein Zuhau­se haben ist jetzt die här­tes­te Zeit.

Men­schen, die auf der Stra­ße leben — die aus den ver­schie­dens­ten Grün­den in kei­ner Not­über­nach­tung Schutz fin­den. Coro­na hat deren Lage noch wei­ter ver­schlech­tert. Auch tags­über sind die Plät­ze in den Wär­me­stu­ben knapp gewor­den. Wenn über­haupt wel­che offen sind. Abstand und Hygie­ne­re­geln zwin­gen vie­le, stän­dig im Frei­en zu blei­ben. Da kam eine Idee aus Hol­land gera­de recht. Eine Idee, die Leben ret­ten kann.

Eine zwei­te Haut für das Leben auf der Straße

Der jun­ge Mode­de­si­gner Bas Tim­mer hat­te erfah­ren, dass der obdach­lo­se Vater eines Freun­des an Unter­küh­lung starb. Da beschloss er, künf­tig kei­ne teu­re Mode mehr zu ent­wer­fen. Er ent­wi­ckel­te eine zwei­te Haut für das Leben auf der Stra­ße – einen Schutz­an­zug für Obdach­lo­se. Der Shel­ter­su­it ist eine mul­ti­funk­tio­na­le, wind- und was­ser­dich­te Jacke mit gro­ßer Kapu­ze und inte­grier­tem Schal, die zu einem Schlaf­sack umge­wan­delt wer­den kann. Das Innen­fut­ter aus recy­cel­ten Schlaf­sä­cken, die Außen­haut aus gebrauch­ten Zel­ten. Öko­lo­gisch kor­rekt und über­aus prak­tisch. Der Shel­ter­su­it soll wär­men und Schutz vor dem Erfrie­ren bie­ten – aber auch eine gewis­se Wür­de ver­lei­hen. „Desi­gned für Digni­ty“ wie sie Shel­ter­su­it Foun­da­ti­on sagt. Die­se wur­de von Bas Tim­mer gegrün­det und hat inzwi­schen in den Nie­der­lan­den schon 12.500 Shel­ter­suits gefer­tigt und ver­teilt. Das Ate­lier der Shel­ter­su­it Foun­da­ti­on liegt in Ensche­de. Hier arbei­ten, neben 27 Ehren­amt­li­chen auch 14 Geflüch­te­te. Sie ler­nen nähen, bekom­men Sprach­kur­se und wer­den für ihre Arbeit bezahlt. Direkt um die Ecke, auf der deut­schen Sei­te, ist Kris­ti­na Ede­ler auf­ge­wach­sen. Sie arbei­tet in der Cari­­tas-Ambu­lanz am Bahn­hof Zoo, dem ältes­ten medi­zi­ni­schen Hilfs­pro­jekt für Woh­nungs­lo­se in Ber­lin. Ede­ler hör­te von den Shel­ter­suits und nahm kurz­ent­schlos­sen den Tele­fon­hö­rer in die Hand. Sie frag­te ein­fach mal an, ob Tim­mer und sein Team sich vor­stel­len kön­nen, die Schutz­an­zü­ge auch in Ber­lin zu ver­tei­len. Sie konn­ten. In kür­zes­ter Zeit wur­de alles Not­wen­di­ge auf die Bei­ne gestellt – und dann fing es auch schon an zu schneien.

„In den Nie­der­lan­den wur­den schon mehr als 12.500 Shel­ter­suits gefer­tigt – 80 davon wer­den von der Cari­tas an Ber­li­ner Obdach­lo­se verteilt “


Mei­ne Auf­ga­be war es, die Pres­­se- und Öffent­lich­keits­ar­beit für das Pro­jekt zu koor­di­nie­ren, denn die gelie­fer­ten Shel­ter­suits – 80 an der Zahl – kos­ten natür­lich auch etwas. Was an die obdach­lo­sen Men­schen umsonst ver­teilt wird muss schließ­lich bezahlt wer­den. 300 Euro pro Shel­ter­su­it in der Her­stel­lung mit allem Drum und Dran – inklu­si­ve Löh­ne und Trans­port soll­ten mög­lichst über Spen­den finan­ziert wer­den. Dafür braucht es Auf­merk­sam­keit. Der Gedan­ke ging auf – das Medi­en­in­ter­es­se war immens. Die Ver­tei­lung lief über das Cari­­tas-Arzt­­­mo­­bil. Die Kolleginnen*innen ken­nen die Plät­ze, an denen sich Obdach­lo­se auf­hal­ten und wis­sen wer Hil­fe braucht. Kris­ti­na ließ es sich nicht neh­men, tat­kräf­tig bei der Ver­tei­lung zu hel­fen. Bei Eises­käl­te stapf­te sie mit Ihren Kollegen*innen durch Näs­se und Schnee und such­te nach Men­schen, für die der Shel­ter­su­it gemacht wur­de. Womit Kris­ti­na nicht so wirk­lich gerech­net hat war, dass sie plötz­lich zahl­rei­chen Pres­se­leu­ten über die Akti­on berich­ten soll­te. Kame­ras und Fern­seh­teams gehör­ten zuvor nicht unbe­dingt zu ihrem Berufs­all­tag. Also ver­such­te ich, ihr zu Sei­te zu ste­hen und beglei­te­te sie immer mal wie­der beim Ver­tei­len der Shel­ter­suits wenn dabei Drehs anstan­den. „Für mich ist das Beson­de­re der Akti­on, dass es hier­bei nicht nur um das rei­ne Ver­tei­len der Shel­ter­suits geht, son­dern auch um die Men­schen und ihre Geschich­te. Wir haben Leu­te getrof­fen, die frü­her gute Jobs hat­ten und dann auf der Stra­ße gelan­det sind oder bei denen die Tren­nung von ihrer Frau dafür gesorgt hat, dass sie den Halt ver­lo­ren haben. Auch Geflüch­te­te aus Syri­en waren dabei, die in Deutsch­land auf einen Neu­an­fang hof­fen. Die 80 war­men Shel­ter­suits ste­hen für mich auch für 80 unter­schied­li­che Schick­sa­le“, erzählt Kris­ti­na von ihren Ein­drü­cken. Auch mich hat manch eine Begeg­nung nicht kalt gelas­sen. Eine ein­schnei­den­de Erfah­rung, die auch dazu geführt hat, dass der Respekt für mei­ne Caritas-Kollegen*innen in der Woh­nungs­lo­sen­hil­fe enorm gewach­sen ist.

Suche nach ver­ste­cken Schlafplätzen

In den ver­gan­gen zwei Wochen war Kris­ti­na mit den Teams aus der Cari­­tas-Ambu­lanz am Bahn­hof Zoo und des Cari­­tas-Arzt­­­mo­­bils fast unun­ter­bro­chen unter­wegs. Sie hiel­ten Aus­schau nach ver­steck­ten Schlaf­plät­zen, gin­gen Insi­der­tipps nach und spra­chen Men­schen auf der Stra­ße an, um die schüt­zen­de Haut an den Mann oder die Frau zu brin­gen. Ich war begeis­tert vom Enthu­si­as­mus und Enga­ge­ment der Kollegen*innen. Kei­ne Stre­cke war ihnen zu weit, kei­ne Hür­de zu hoch. Es war eis­kalt, oft dun­kel, glatt und ver­schneit aber die Shel­ter­suits soll­ten ja genau des­halb dort­hin, wo sie jetzt drin­gend gebraucht wer­den. Die Tem­pe­ra­tu­ren in Ber­lin san­ken in die­sen Tagen immer weit unter den Gefrier­punkt. Es hät­te kaum einen bes­se­ren Zeit­punkt für die Akti­on geben kön­nen als die ers­ten bei­den Febru­ar-Wochen in denen ein Win­ter Ein­zug hielt, wie wir ihn schon vie­le Jah­re nicht mehr erlebt haben. Auch wenn das aller­ers­te Ziel der Cari­tas ist, die Leu­te in Woh­nun­gen unter­zu­brin­gen gibt es Men­schen, die auf der Stra­ße leben. Genau für die ist so ein Shel­ter­su­it viel­leicht die Rettung.

Fotos: Cathe­ri­na Tew


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ELF REI­ME AUS AACHEN ZUM CORONA-KARNEVAL

Martin Herceg

Mar­tin Her­ceg
11.02.2021



Hel­au, Alaaf, Nar­ri Nar­ro : Nor­ma­ler­wei­se wür­de am heu­ti­gen Don­ners­tag in vie­len Cari­­tas-Ein­rich­­tun­­gen die fünf­te Jah­res­zeit mit einem bun­ten Trei­ben ein­ge­läu­tet. Die­ses Jahr macht uns
Coro­na einen Strich durch die Rechnung.

Unse­re Kolleg*innen aus Aachen wol­len sich ihre Freu­de am Kar­ne­val aber nicht neh­men las­sen — und haben einen ganz beson­de­ren Video­gruß produziert.


In Aachen ver­leiht der Aache­ner Kar­ne­vals­ver­ein (AKV) jähr­lich zum Kar­ne­val den Orden „Wider den tie­ri­schen Ernst“ an Pro­mi­nenz. Wenn nicht gera­de Coro­na ist und Saal- und Sit­zungs­kar­ne­val aus­fal­len müs­sen. So wie in die­sem Jahr. Der Diö­ze­sanca­ri­tas­ver­band in Aachen ver­liert trotz­dem nicht den Humor. Ganz im Gegen­teil. Er hat den Film „Elf Rei­me zum Kar­ne­val“ produziert.https://youtu.be/3NrybGWBPOw

Wer steckt dahin­ter und wie kam es dazu? 

Die Idee ent­stand in einer Redak­ti­ons­sit­zung der Face­­book-Grup­­pe des Cari­tas­ver­ban­des für das Bis­tum Aachen. Die gibt es seit zwei Jah­ren, und sie arbei­tet eigent­lich von Anfang an nach dem Mot­to der Cari­­tas-Dach­­kam­­pa­­g­ne #Das­Ma­chen­Wir­Ge­mein­sam. Denn sie ver­steht Öffent­lich­keits­ar­beit als Quer­schnitt­auf­ga­be. Zu Weih­nach­ten hat­te die elf­köp­fi­ge Grup­pe bereits ein bei einer Video­kon­fe­renz in ver­teil­ten Rol­len gele­se­nes Weih­nachts­ge­dicht gepos­tet. Und nun kam die Idee, einen ähn­li­chen Film für Kar­ne­val zu machen.

“Diö­ze­sanca­ri­tas­di­rek­tor Ste­phan Jent­gens setz­te sich ans Key­board und lie­fer­te den Tusch.”

Chris­ti­an Heid­rich, der Refe­rent für Pres­­se- und Öffent­lich­keits­ar­beit des Ver­ban­des, lie­fer­te die Rei­me, Simo­ne Esch­wei­ler bas­tel­te das Cari­­tas-Schild, das zum Ende jeder Stro­phe in die Kame­ra gehal­ten wird, sowie den Hin­ter­grund im Vor- und Abspann des Films. Der neue Aache­ner Diö­ze­sanca­ri­tas­di­rek­tor Ste­phan Jent­gens setz­te sich ans Key­board und lie­fer­te den Tusch. Und daheim oder in ihrem Büro nah­men die wei­te­ren Face­­book-Grup­­pen­­mi­t­­glie­­der Miri­am Alden­ho­ven, The­re­sia Hei­mes, Mar­co Jan­sen, Anna Kohlw­ey, Dr. Jana-Reis­­sen Kosch, Roman Schlag, Ute Schramm, Judith Swo­bo­da und Vanes­sa Wil­lems je eine Stro­phe als Video auf. Den Rest erle­dig­te ein Videoschnitt-Programm. 

Ste­phan Jent­gens: “Humor ist eine zutiefst christ­li­che Grundhaltung”

„Ich freue mich, dass sich unse­re Face­­book-Grup­­pe in der Geschäfts­stel­le Gedan­ken gemacht hat, wie der Kar­ne­val in die­sen Zei­ten trotz­dem hoch­ge­hal­ten wer­den kann: mit Humor“, sagt Diö­ze­sanca­ri­tas­di­rek­tor Ste­phan Jent­gens. Und er erin­nert an die Bedeu­tung des Humors, auch in schwie­ri­gen Zei­ten der Coro­­na-Pan­­de­­mie: „Humor ist hei­te­re Gelas­sen­heit, eine Hal­tung, mit der auch nicht so tol­le Pha­sen gemeis­tert wer­den kön­nen. Humor ver­kennt dabei nicht das Leid, das eine Pan­de­mie mit sich bringt und auch nicht das Mühen so vie­ler in unse­rer Gesell­schaft, die dafür sor­gen, dass die Situa­ti­on beherrsch­bar bleibt. Mit Humor kön­nen wir ande­ren Men­schen eine Freu­de machen. Humor, hei­te­re Gelas­sen­heit, ist eine zutiefst christ­li­che Grundhaltung.“ 

„Humor ist hei­te­re Gelas­sen­heit, eine Hal­tung, mit der auch nicht so tol­le Pha­sen gemeis­tert werden”

Auch wenn Kar­ne­val in die­sem Jahr anders ist, der Cari­tas­ver­band für das Bis­tum Aachen wünscht mit sei­nem Video – nicht nur an den kar­ne­va­lis­ti­schen Tagen – eine gro­ße Por­ti­on hei­te­re Gelas­sen­heit. Das Video sagt es zum Schluss so: „Nun macht es gut, fei­ert noch was, wünscht die Face­­book-Grup­­pe der Caritas.“

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Wie wich­tig ist ihnen Humor in Coronazeiten?

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INTER­VIEW: WIE DIE CARI­TAS IN DORT­MUND ERFOLG­REICH IMPFT

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Anja Stoiser
22.01.2021


In den Senio­ren­hei­men der Dort­mun­der Cari­tas haben sich nahe­zu 100 Pro­zent der Bewoh­ner imp­fen las­sen. Auch die Impf­be­reit­schaft der Mit­ar­bei­ten­den ist hoch. Für Tobi­as Berg­hoff, von der Cari­­tas-Alten­hil­­fe GmbH steht fest: ohne ste­ti­ge Auf­klä­rung geht es nicht. 

Herr Berg­hoff, in den sie­ben Cari­­tas-Senio­­ren­hei­­men in Dort­mund ist die Impf­be­reit­schaft von Bewoh­nern und Pfle­ge­per­so­nal beson­ders hoch. Wie haben Sie das geschafft?

Wir ver­su­chen, so aus­führ­lich wie mög­lich über die Imp­fun­gen zu infor­mie­ren und beson­ders nach­weis­li­chen Falsch­mel­dun­gen im Zusam­men­hang mit der Imp­fung ent­ge­gen­zu­wir­ken. Mit unse­ren Ein­rich­tungs­lei­tun­gen der Alten­zen­tren habe ich per­sön­lich inten­si­ve Gesprä­che geführt. Denn die Hal­tung der Lei­tung hat natür­lich auch gro­ßen Ein­fluss auf den Zuspruch der Mit­ar­bei­ten­den vor Ort in den Einrichtungen. 

Tobi­as Berg­hof, Geschäfts­füh­rer der Cari­­tas-Alten­hil­­fe GmbH / Foto: privat

Wel­che Infor­ma­tio­nen haben Sie vor den Imp­fun­gen bereit­ge­stellt? Neben dem per­sön­li­chen Aus­tausch set­zen wir auf ver­schie­de­ne Info­ma­te­ria­li­en. Bei­spiels­wei­se nut­zen wir das Mate­ri­al der Kam­pa­gne des Minis­te­ri­ums für Arbeit, Gesund­heit und Sozia­les des Lan­des Nor­d­rhein-Wes­t­­fa­­len „Deutsch­land krem­pelt die #ärmel­hoch“. Dies haben wir auf unse­rer Web­site bereit­ge­stellt, ent­spre­chen­de Pla­ka­te wur­den in unse­ren Ein­rich­tun­gen ver­teilt. Über unse­re Social Media Kanä­le auf Face­book und Insta­gram tei­len wir u.a. infor­ma­ti­ve Kurz­vi­de­os. In unse­rem monat­li­chen Mit­ar­bei­ter­brief geben wir aktu­ell Ant­wor­ten auf die wich­tigs­ten Fra­gen zur Imp­fung und ver­su­chen damit auch Gerüch­te zu zer­streu­en. Zudem füh­ren die imp­fen­den Ärz­te Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen durch, um auf indi­vi­du­el­le Fra­gen und Sor­gen zu antworten. 

„Fake-News, also Lügen, sind natür­lich ein Pro­blem. Hier hilft nur geziel­te Infor­ma­ti­on und Aufklärung.“

Bun­des­weit bekla­gen vie­le Pfle­ge­ein­rich­tun­gen, dass sie und ihre Mit­ar­bei­ten­den gezielt von Coro­na­leug­nern mit Fehl­in­for­ma­tio­nen zur Covid-Imp­­fung über­flu­tet wer­den. War das bei ihnen auch der Fall — und wie gehen sie damit um, wenn Pfle­ge­kräf­te durch Aus­sa­gen über Unfrucht­bar­keit etc. ver­un­si­chert waren? Fake-News, also Lügen, sind natür­lich ein Pro­blem. Hier hilft nur geziel­te Infor­ma­ti­on und Auf­klä­rung. Dies machen wir gemein­sam mit den imp­fen­den Ärz­ten und der ste­ti­gen Auf­klä­rung in den Ein­rich­tun­gen durch Füh­rungs­kräf­te und den Mitarbeitervertretungen.

Wel­che Haupt­ar­gu­men­te hat­ten die Bewohner_innen, sich imp­fen zu lassen?

Die meis­ten unse­rer Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner ver­trau­en der Wirk­sam­keit der Imp­fung und sehen in even­tu­el­len Neben­wir­kun­gen ein weit­aus gerin­ge­res Risi­ko, als eine Covid-Erkran­­kung durch­ma­chen zu müs­sen. Vie­le wün­schen sich auch eine Rück­kehr zur Nor­ma­li­tät und ver­mis­sen ihre lieb­ge­won­ne­nen Akti­vi­tä­ten in den Ein­rich­tun­gen, die der­zeit lei­der nicht im vol­len Umfang mög­lich sind.Wel­che Haupt­ar­gu­men­te hat­te das Pfle­ge­per­so­nal, sich imp­fen zu las­sen?Gera­de unse­re Mit­ar­bei­ten­den in der Pfle­ge haben ein sehr kla­res Ver­ständ­nis davon, wie schwer eine Coro­na­in­fek­ti­on ver­lau­fen kann, sowohl bei älte­ren als auch bei jün­ge­ren Men­schen. Die Sor­ge, das Virus könn­te in die Ein­rich­tung kom­men, ist bei den meis­ten groß.
Haben sich auch jun­ge Pfleger_innen und Azu­bis imp­fen las­sen? Was war ihr Antrieb?Ja, auch unter den Jün­ge­ren gab es eine gute Betei­li­gung. Jun­ge männ­li­che Pfle­ger und Aus­zu­bil­den­de waren der Imp­fung gegen­über in der Regel sehr auf­ge­schlos­sen. Bei jun­gen Mit­ar­bei­te­rin­nen gab es tat­säch­lich die größ­ten Vor­be­hal­te, sehr wahr­schein­lich auf­grund der Annah­me, die Imp­fung könn­te Ein­fluss auf das Erb­gut neh­men. Herr Berg­hoff, wenn Sie an das Kam­­pa­­g­nen-Mot­­to #Das­Ma­chen­Wir­Ge­mein­sam den­ken, was fällt Ihnen zu den Imp­fun­gen ein?Ein wich­ti­ger Aspekt ist hier der Gedan­ke der Soli­da­ri­tät. Die Imp­fung dient nicht allein dem Selbst­schutz. Durch eine hohe Impf­quo­te in der Bevöl­ke­rung sol­len beson­ders ver­letz­li­che Per­so­nen noch bes­ser geschützt wer­den. Die Bereit­schaft sich imp­fen zu las­sen, ist Aus­druck von Solidarität.

WEI­TE­RE BETRÄGE

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