Henric Peeters, Caritas Düsseldorf
15.02.2022
Wer sind Querdenker? Ich weiß es nicht wirklich. Auf den ersten Blick scheinen es Menschen „wie Du und ich“ zu sein – verschiedene Lebensumstände, verschiedene Bildungshorizonte, verschiedene soziale und gesellschaftliche Kontexte — sozusagen der „Querschnitt“ der Bevölkerung in Deutschland. Jedoch mit einer einzigen Ausnahme: Es sind Menschen, von denen ich den Eindruck habe, dass sie sich schon länger in ihrem privaten und beruflichen Umfeld aus ganz unterschiedlichen Gründen ausgegrenzt fühlen. Nicht wegen ihrer Herkunft, ihrer wirtschaftlichen Situation oder ihrer sexuellen Orientierung — sondern weil sie quer zur Mehrheitsgesellschaft denken und nun offensichtlich glauben, von dieser ausgegrenzt zu werden. Natürlich kann ich das nicht belegen. Ich ahne nur wegen der zahlreichen Transparente und Sprechchöre, warum jemand bei den wöchentlichen Querdenker-Demonstrationen dabei ist.
Und ja, auch bei uns arbeiten Mitarbeitende, die sich gegen eine Impfung aussprechen. Mit ihnen führen wir ausführliche Gespräche. Wir erleben Mitarbeitende, die seit Jahrzehnen im zuverlässigen und loyalen Arbeitsverhältnis zur Caritas stehen, und nun jedoch zutiefst verunsichert und zum Teil verängstigt sind. Wir erfahren von Menschen, die viele Jahre in der DDR oder in autoritären Regimen gelebt haben und eine Impfpflicht als erneute Bevormundung verstehen. Wir hören aber eben auch von Mitarbeitenden, die eine andere Meinung vertreten möchten, als es die Mehrheit der Gesellschaft tut – wohl auch, weil es zu einer Demokratie dazugehört, Meinungen zuzulassen und auszuhalten. Auch diese Meinung respektieren und akzeptieren wir — selbstverständlich. Unser christliches Menschenbild ist sozusagen Gradmesser, Wasserwage sowie Winkelmesser unserer inneren Haltung und unserer äußeren Handlung – auch beim Thema Querdenken, Impfungen oder Corona-Schutzmaßnahmen.
Wir möchten als Teil der Caritas weder spalten noch provozieren – sondern wir vertreten unsere Werte: Solidarität und Nächstenliebe. Als Dienstgeber und Träger von ambulanten und stationären Angeboten in der Pflege, der Wohnungslosenhilfe und der Kinder- und Jugendhilfe tragen wir die volle Verantwortung – für alte, kranke, behinderte und junge Menschen. Wir stehen dazu, dass wir alles dafür tun, um diese Menschen bestmöglich zu schützen. Und hierzu gehört für uns eine Impfung als die einzige wirksame Maßnahme gegen eine Krankheit, die in zwei Jahren weltweit 5,82 Millionen Menschen das Leben genommen hat.
Was wir aus diesem Grund aber nicht respektieren und auch nicht akzeptieren wollen und werden, sind Menschen, die öffentlich unseren demokratischen Staat verunglimpfen, die uns auf Social Media mit Nationalsozialisten in einen Topf werfen, die uns als Faschisten, Pädophile oder als einen Abzockerverein beschimpfen. Sie verlangen unsere Solidarität, sind aber selbst nicht bereit, solidarisch zu Handeln. Sie stellen ihre individuelle Freiheit über die Freiheit der Schutzbedürftigen.
Obwohl es in der Pandemie täglich um Leben und Tod geht, werden wir in unserer Demokratie die Meinung der Querdenker und ihre Demonstrationen akzeptieren müssen – allerdings mit einer klaren Haltung, die wir offen mit einer „roten Karte“ kundtun!
13 Antworten auf „Rote Karte für Querdenker“
Sie wissen also nicht genau, wer denn eigentlich diese “Querdenker” sind. Was Sie aber anscheinend genau wissen ist, dass die “Querdenker” es sind, die Sie beschimpfen. Das passt aber so nicht zusammen. Wenn Sie die “Querdenker” nicht identifizieren können, können Sie diese auch nicht für Beschimpfungen verantwortlich machen. Ich kann auch keinen Ladendieb identifizieren, wenn ich ihn nicht beim Ladendiebstahl gesehen habe.
Unglaublich wie arrogant Menschen doch sein können und diejenigen verurteilen, welche die ganze Zeit ihren Job in Kliniken, Pflegeheimen, bei Ärzten, an Schulen usw. usw. ohne zu murren gemacht haben und jetzt aufgrund ihres Impfstatus in Menschen 1.Klasse und 2.Klasse aufgeteilt werden und evtl. dadurch ihre Existenz verlieren. Wie erbärmlich ist die Haltung derjenigen, welche sich aus purem Egoismus haben impfen lassen um verreisen oder Party machen zu können. Dem meisten ist doch der Nächste vollkommen egal, da sie nur selbst keinen Nachteil haben möchten. Das der Caritas-Verband diese Haltung unterstützt und dabei Menschen, welche unsere Grundrechte verteidigen mit der “roten Karte” abstempelt ist einfach nur intolerant und verachtenswert, denn die wenigsten Querdenker sind Querköpfe. Schämt euch!
Ich bin schon seit vielen Jahren ein Querdenker und das in einer roten Volkspartei. Wieso Sie mir jetzt aber die rote Karte zeigen wollen, verstehe ich nicht. Sollten Sie allerdings mit Querdenker, diejenigen bezeichnen wollen, die gegen die Impfpflicht sind, dann verstehe ich das Wort “Caritas” vielleicht vollkommen falsch. “Caritas” heißt übersetzt Nächstenliebe. Bedeutet Ihr Spruch also, dass für die Organisation “Caritas” Menschen, die gegen die Impfpflicht sind, keine Nächstenliebe verdient haben? Ich hoffe dies doch nicht!!
Wenn Sie nicht wissen, wer die Querdenker sind und wofür Sie auf die Strasse gehen, dann mischen Sie sich doch einfach mal unter die Demonstrierenden und hören Ihnen zu, anstatt sie mit einer grossen roten Karte pauschal abzustempeln. Die Menschen, die ich auf den Spaziergängen gehört und kennengelernt habe, sind mitnichten unsolidarisch, unsozial oder gar rechter Gesinnung. Es sind Menschen, die u.a. Angst haben, noch den letzten Rest Freiheit zu verlieren, über ihren eigenen Körper bestimmen zu können. Und sie gehen auf die Strasse, weil man ihnen ansonsten jegliche Plattformen verwehrt, ihre Sorgen und Ängste kundzutun. Sie als angeblich christliche Institution sollten sich schämen, diese Menschen auszugrenzen. Denn das tun Sie ganz deutlich mit Ihrem Plakat. Schlimm!!!
Aus meiner Perspektive widerspricht diese rote Karte grundsätzlich dem christlichen Gedanken.
Warum?
Nach dem Gebot der Gottesliebe steht bereits an zweiter Stelle das Gebot “du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.” (Markus 12, 28b-34).
Die Gebote sind uns von Gott aufgetragen. Ihm allein sind wir (alle!) Rechenschaft schuldig.
Was aber ist die Bedeutung?
Wir sollen mit allen Menschen so gut umgehen, wie wir mit uns selbst (gut) umgehen.
Nach diesem Gebot zu leben bedeutet, jeden Menschen so anzunehmen, wie er ist und seine Persönlichkeit zu achten, unabhängig davon, ob wir seine Einstellungen teilen.
Respekt vor dem jeweils anderen ist noch lange nicht Liebe und er ist m. E. das Mindeste, was von uns zu leisten ist im Umgang miteinander.
Was hier von Caritas Düsseldorf unter dem Motto der Nächstenliebe verkauft wird ist in Wahrheit eine Verunglimpfung von Andersdenkenden. Nur durch den Preis der Anpassung kann diese besondere Art der “Nächstenliebe” erkauft werden.
Aber: kein Mensch hat das Recht, infolge des Gebotes der Nächstenliebe von irgendeinem anderen Menschen ein bestimmtes Verhalten einzufordern. Keinem einzigen Menschen gibt dieses Gebot die Deutungshoheit über das Verhalten eines anderen.
Darüber sollten sich insbesondere die kirchlichen Vertreter im Klaren sein.
Mir als katholisch sozialisierter Christin ist es unbegreiflich, wie sich ein Caritasdirektor in dieser Weise über seine Mitmenschen erheben kann. Ist ihm das Neue Testament wirklich bekannt?