Claudia Betzholz
04.11.2022
„Alle großen Dinge im Leben beginnen immer damit, dass einer mehr Mut hat als alle anderen…“ ein ermutigender Sinnspruch, von unserer Grafikerin Andrea Celest Schwaak. Spontan entstanden bei der Gestaltung der Jahresberichtseiten über den Gründer des Caritasverbandes Darmstadt Dr. Wilhelm Schleußner, der am 3. August 1922 als damaliger Studentenseelsorger den mutigen Schritt wagte und den Spuren von Caritas-Gründer Lorenz Werthmann folgte. Dieser hatte 1897 die vielfältige und lebendige Caritasbewegung des 19. Jahrhunderts vereint und professionalisiert und mit der Dachstruktur dafür gesorgt, dass die vielen gut gemeinten Hilfen auch da ankommen konnten, wo sie gebraucht wurden.
Unsere 100 Jahre waren für uns ein Anlass auch einmal mit neuen Wegen auf unsere Arbeit aufmerksam zu machen. So fährt für ein Jahr ein Linienbus in unserem Caritas-Design durch Darmstadt und Umgebung, eine eigene 85-Cent-Briefmarke schmückt unsere Ausgangspost, auf Fachtagen kamen und kommen wir mit vielen Kooperationspartner*innen ins Gespräch und bei After-Work-Partys konnten die Mitarbeitenden mal vom Alltag abschalten.
Dass bei unserem Festakt die Präsidentin die Festrede gehalten hat, das hat uns alle besonders gefreut. Neugierig war Frau Welskop-Deffaa auf unseren Verband auch durch die Talentaktion geworden, die wir im Jubiläumsjahr organisiert hatten! Dass sich Mitarbeitende nach anstrengenden Arbeitstagen engagieren, um Spenden für Menschen in Not zu sammeln, und das auf so unterschiedlich kreative Art und Weise, das hat sich bis nach Berlin rumgesprochen.
Nein, es war nicht unsere Idee, die haben wir uns von den Osnabrücker Kolleg*innen abgeschaut, die bereits 2016 ihren 100. Geburtstag gefeiert hatten. Ganz nach dem Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Bibelstelle Mt 25, 14 – 29) konnte jede*r Mitarbeitende 10 Talente, sprich 10 Euro, erhalten und versuchen, aus diesem Startkapital mehr zu machen, den Ideen waren keine Grenzen gesetzt und die Mitarbeitenden haben ihrer Kreativität freien Lauf gelassen. Mit dem Verkauf von selbst hergestellten Produkten wie Holunderblütensirup, Kräutersalz und Erdbeergelee, Marmeladen, Schokokuchen, Kochkäse, Plätzchen oder Handarbeiten wie Wichtel und Sterne und sonstigen Aktionen wie ein Jubiläumswein oder ein Glücksschweinchen wurden 7.541,88 Euro eingenommen. Dazu kam noch die Kollekte vom Fest-Gottesdienst, so dass insgesamt 8.210,49 Euro nun aufgeteilt an Caritas International für die Straßenkinder in Kenia, an Projekte von Netzwerk Leben und an den Nachbarschaftsheim Darmstadt e. V. gespendet werden.
Was die nächsten 100 Jahre bringen werden, wissen wir genauso wenig wie damals Lorenz Werthmann und Wilhelm Schleußner – dass wir aber große Herausforderungen vor uns haben ist kein Geheimnis – der Krieg in der Ukraine hat weitreichende Folgen für unser Land, die Sorgen und Ängste vieler Menschen sind längst Gegenstand von Gesprächen in unseren Diensten und Einrichtungen, die Mitarbeitenden in der Pflege sind erschöpft nach zwei Jahren Pandemie und den vielen zusätzlichen Schichten, weil die Kolleg*innen fehlen, der Klimawandel ist nicht mehr wegzureden und die Energiekrise ist gerade in aller Munde. Es ist unser aller Aufgabe die notwendigen Veränderungen jetzt zu beginnen, der soziale Zusammenhalt in unserer Gesellschaft ist brüchig – manchmal hat man den Eindruck es gibt nur noch schwarz oder weiß – es ist wichtig, dass wir bunt bleiben – Digitalisierung, demographischer Wandel, sind weitere Themen, die es zu gestalten gilt.
Wenn es auch in Zukunft gelingt, mit so vielen haupt- und ehrenamtlich engagierten Menschen die Herausforderungen der Zeit anzupacken, die nationalen, lokalen und globalen Anstrengungen zusammenzuführen, dann lebt die großartige Geschichte des Caritasverbandes weiter.