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RESPEKT AUF VIER RÄDERN

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Car­men Gräf
18.01.2022



Drei Mal pro Woche kommt Hans-Joa­­chim zum mobi­len Food­truck der Cari­tas Ber­lin. Nicht nur, weil ihm das Essen schmeckt, son­dern auch, weil die Men­schen hier ihn respek­tie­ren und ver­ste­hen. Denn lei­der pas­siert ihm das nicht all­zu oft.

Hans-Joa­­chim ist Stamm­gast beim Food­truck in Berlin.

Eine hal­be Stun­de, bevor der tür­kis­far­be­ne Bus am Bun­des­platz anrollt, sind schon die ers­ten Gäs­te da. Sie sind hung­rig und freu­en sich auf eine war­me Mahl­zeit. Für vie­le die ers­te und oft auch die ein­zi­ge an die­sem Tag.

Beim Food­truck der Cari­tas gibt es drei mal pro Woche eine war­me Mahlzeit.
© Alle Fotos: Wal­ter Wetzler

Hans-Joa­­chim ist Stamm­gast. “Das ist meist rich­tig lecker hier”, sagt er und stellt sich in die Schlan­ge am Food­truck. Es duf­tet appe­tit­lich nach frisch gekoch­tem Gemü­se. Ein Ein­topf mit grü­nen Boh­nen, Karot­ten, Kar­tof­feln und Rind­fleisch steht bereit. “Wir ver­su­chen, aus­ge­wo­gen und nähr­stoff­reich zu kochen”, betont der freund­li­che Mann an der Essens­aus­ga­be. “Meis­tens sind unse­re Gerich­te fleisch­los und wenn nicht, bie­ten wir eine vege­ta­ri­sche oder vega­ne Alter­na­ti­ve an.” Auch wer am Ran­de der Gesell­schaft lebt, hat ein Recht auf gutes Essen — dar­über ist sich das Team des Food­trucks einig. Die­ser gehört dem Ber­li­ner Cate­ring-Unter­­neh­­men Mama & Sons. Obdach­lo­se wer­den hier genau­so respekt­voll behan­delt wie Schau­spie­ler am Film­set, für die das Team von Mama & Sons schon oft gekocht hat.

Ein Food­truck als Ant­wort auf den Lockdown

Die Sache mit dem Food­truck sei zunächst aus der Not gebo­ren wor­den, erzählt die Cari­­tas-Koor­­di­na­­to­rin des Pro­jek­tes, Ange­li­ka Kal­jic. “Wäh­rend des Lock­downs im letz­ten Jahr waren fast alle Tages­treffs und Sup­pen­kü­chen geschlos­sen — da dach­te die Cari­tas über ein mobi­les Pro­jekt nach.” Die Akti­on Mensch spen­de­te 20.000 Euro, das Ber­li­ner Unter­neh­men Mama & Sons kam auf die Cari­tas zu. “Sie hat­ten noch Lebens­mit­tel auf Lager und boten an, die­se zu spen­den”, berich­tet Ange­li­ka Kal­jic. “Dar­aus ist nun eine dau­er­haf­te Koope­ra­ti­on ent­stan­den.” Mama & Sons kocht das Essen, stellt den Food­truck und das Per­so­nal, die Cari­tas über­nimmt die Kos­ten und bie­tet zudem Geträn­ke an. Es gibt Was­ser, Tee und Kaffee. 

https://www.youtube.com/watch?v=VWj47ABBCJUhttps://www.youtube.com/watch?v=VWj47ABBCJU

Im letz­ten Jahr war der Food­truck jeden Tag unter­wegs, inzwi­schen ist er drei­mal pro Woche für die Cari­tas im Ein­satz. Jeden Diens­tag­nach­mit­tag ist das Mobil am Bun­des­platz, davor am Ost­bahn­hof. Wei­te­re Stand­or­te sind die Kur­fürs­ten­stra­ße und der Alex­an­der­platz. Bis zu 100 Mahl­zei­ten wer­den pro Tag verteilt.

Die Woh­nung von Hans-Joa­­chim ist vor 20 Jah­ren abgebrannt

Hans-Joa­­chim fährt quer durch die Stadt für eine war­me Mahl­zeit. Er kennt alle Stand­or­te. “Wenn ich unter­wegs bin, wer­de ich oft als Pen­ner und Idi­ot beschimpft”, sagt der 66-Jäh­ri­­ge. “Manch­mal wer­de ich auch geschubst und getre­ten.” Die wenigs­ten Men­schen wür­den ihn respektieren.

“Die kön­nen sich nicht vor­stel­len, was ich so durch­ge­macht habe”, sagt er. Hans-Joa­­chim spricht schnell und ein biss­chen ver­nu­schelt und guckt dabei in die Fer­ne. Er scheint es nicht gewohnt zu sein, dass ihm jemand zuhört. Das Leben hat ihm übel mit­ge­spielt. Frü­her hat er Fern­seh­ge­rä­te repa­riert. Der Laden muss­te schlie­ßen. Er war auf Sozi­al­hil­fe ange­wie­sen. Spä­ter arbei­te­te er in einer Schu­le als Haus­meis­ter bis zur Ren­te. Weil die­se nicht reich­te, mach­te er sich selbst­stän­dig mit einem Laden, der tech­ni­sche Gerä­te repa­rier­te. Als es Ärger mit dem Ver­mie­ter gab, warf er das Hand­tuch. Bei einem Woh­nungs­brand vor fast 20 Jah­ren muss­te er aus dem Fens­ter sprin­gen. Ein Bein wur­de schwer ver­letzt. Seit­dem trägt er eine Schie­ne und hat star­ke Schmerzen.

“Wenn ich unter­wegs bin, wer­de ich oft als Pen­ner und Idi­ot beschimpft, manch­mal wer­de ich auch geschubst und getre­ten. Die kön­nen sich nicht vor­stel­len, was ich so durch­ge­macht habe.” – Hans-Joa­­chim, Berlin

Trotz­dem wür­de Hans-Joa­­chim gern etwas für ande­re tun, denen es schlech­ter gehe als ihm. Lei­der habe er kei­nen Füh­rer­schein, sonst könn­te er sich gut vor­stel­len, beim Foo­d­­truck-Pro­­jekt mitzumachen. 

Essen und Woh­nung allein rei­chen nicht

Der­zeit lebt er in einem sozia­len WG-Pro­­jekt mit vier ande­ren Män­nern. Hans-Joa­­chim hat drei gro­ße, mit Haus­rat gefüll­te Ein­kaufs­tü­ten bei sich und bezeich­net sich selbst “als eine Art Mes­sie”. Das sei für ande­re schwie­rig. “Vor allem ein WG-Nach­­bar pöbelt mich stän­dig an und behan­delt mich respekt­los”, sagt er. Des­halb wol­le er raus aus der WG. Die Cari­tas hel­fe ihm, eine eige­ne Woh­nung zu fin­den. “Hier bei der Cari­tas sind alle nett zu mir”, sagt er. “Die ver­ste­hen mich.”

Hans-Joa­­chim hat immer alles dabei, was er braucht. 

Ange­li­ka Kal­jic nickt. Respekt sei für sie kein lee­res Wort: “Eine war­me Mahl­zeit allein — das reicht nicht.” Es kom­me sehr dar­auf an, wie man die Men­schen behan­de­le. “Wir ver­ur­tei­len nie­man­den, wir hören zu, wir neh­men uns Zeit,” betont die Foo­d­­truck-Koor­­di­na­­to­rin. “Dafür bekom­men wir viel Dank­bar­keit zurück.”

Unter den Gäs­ten des Food­trucks sei­en nicht nur Woh­nungs­lo­se, son­dern auch vie­le Men­schen mit einer schma­len Ren­te. “Etwa eine Fri­seur­meis­te­rin, die einen eige­nen Laden hat­te”, berich­tet Ange­li­ka Kal­jic. “Nun reicht ihre Ren­te nicht, um über die Run­den zu kom­men.” Man­che Gäs­te sei­en ein­sam und kämen ein­fach nur hier­her, um zu reden. “Sie sind alle auf ihre Wei­se bedürf­tig”, sagt die Cari­­tas-Frau. “Wir fra­gen nicht nach einem Bedarfs­nach­weis. Jeder, der hier­her­kommt, kriegt was zu essen.”

Jeder bekommt hier etwas zu essen – und wird respektiert

Von wei­tem sieht es aus, als ob sich am Food­truck eine Par­ty­ge­sell­schaft ver­sam­melt hät­te. Etwa 40 Men­schen ste­hen her­um, unter­hal­ten sich, lachen und löf­feln Ein­topf. “Ich ach­te dar­auf, dass hier ein net­ter Umgang herrscht”, sagt Ange­li­ka Kal­jic. “Die meis­ten gehen respekt- und rück­sichts­voll mit­ein­an­der um. Nur sel­ten ist mal ein Stö­ren­fried dabei.” Dem habe sie gesagt, dass er nicht wie­der­kom­men solle.

Hans-Joa­­chim hat hier bis­her mit nie­man­dem Ärger gehabt. Er genießt den war­men Ein­topf, die gelös­te Stim­mung, sagt hier und da “Hal­lo”. Ange­li­ka Kal­jic begrüßt ihn wie einen alten Bekann­ten. “Die sind hier gut zu mir”, sagt er, “die Leu­te von der Cari­tas und vom Food­truck. Die respek­tie­ren mich.”

Hans-Joa­­chim genießt das Essen und dass er beim Food­truck mit Respekt behan­delt wird.


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SOLI­DA­RI­TÄT MIT KIN­DERN DES KRIEGES

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Chris­ti­an Stock
18.01.2022



Noch immer wer­den im Kon­go Jun­gen und Mäd­chen ent­führt und zu Kriegs­ein­sät­zen gezwun­gen. Jules Ira­du­kun­da Kam­on­yo war selbst drei Jah­re lang Kin­der­sol­dat. Als Lei­ter eines Zen­trums für Kin­der­sol­da­ten unter­stützt er heu­te ande­re im Umgang mit den erleb­ten Traumata.

Jules Ira­du­kun­da Kam­on­yo hilft ehe­mal­li­gen Kin­der­sol­da­ten, ein nor­ma­les Leben auf­zu­bau­en. © Foto: Ben­te Stachowske

„Ich war 13 Jah­re alt, als die Rebel­len mich zwan­gen, mit ihnen zu kom­men“, erzählt Jules Ira­du­kun­da Kam­on­yo. Im Jahr 2001 wur­de er ent­führt. „Drei Jah­re lang war ich Kin­der­sol­dat, bis mir end­lich die Flucht gelang.“ Wenn er ruhig, aber bestimmt von sei­nem Leben erzählt, wird eines schnell klar: Es war eine gute Idee, ihn zum Lei­ter eines Zen­trums für Kin­der­sol­da­ten im Kon­go zu machen. Denn bes­ser als er könn­te nie­mand die Jugend­li­chen ver­ste­hen, die unter sei­ner Lei­tung ver­su­chen, wie­der ins nor­ma­le Leben zurückzufinden.

Kin­der blei­ben Kin­der, auch als Soldaten

„Ich weiß, wie tief die see­li­schen Ver­let­zun­gen sind, die einem in die­ser Zeit zuge­fügt wer­den.“ Jules Ira­du­kun­da Kam­on­yo ist heu­te 33 Jah­re alt und war nur einer von zig­tau­sen­den Kin­der­sol­da­ten, die damals im Zwei­ten Kon­go­krieg von allen Kriegs­par­tei­en ein­ge­setzt wur­den. Meh­re­re kon­kur­rie­ren­de Rebel­len­grup­pen ver­such­ten, die Regie­rung der Demo­kra­ti­schen Repu­blik Kon­go zu stür­zen, und gin­gen dabei extrem bru­tal vor. War­um so vie­le Kin­der zwangs­re­kru­tiert wur­den? „Kin­der blei­ben auch als Sol­da­ten Kin­der,“ erklärt Jules Ira­du­kun­da Kam­on­yo. „Des­halb sind sie für die Mili­zen leicht zu mani­pu­lie­ren­de Arbeits­kräf­te. Sie wer­den bevor­zugt für beson­ders grau­sa­me Tätig­kei­ten ein­ge­setzt, zum Bei­spiel das Töten von Deser­teu­ren oder Gefangenen.“

Drei Jah­re lang wur­de Jules Ira­du­kun­da Kam­on­yo selbst zum Kin­der­sol­da­ten­da­sein gezwun­gen. © Foto: Ben­te Stachowske

In einem unbe­ob­ach­te­ten Moment konn­te Jules Ira­du­kun­da Kam­on­yo flie­hen. Im nächs­ten Dorf erfuhr er zu sei­nem gro­ßen Glück, dass in der Nähe ein Cari­­tas-Zen­­trum für Kin­der­sol­da­ten lag. Dort absol­vier­te er ein drei­mo­na­ti­ges Demo­bi­li­sie­rungs­pro­gramm. Im Anschluss nahm ihn sei­ne Fami­lie wie­der auf. Er wuchs jedoch ohne sei­ne Mut­ter auf — sie war ermor­det wor­den, als er noch ein Klein­kind war. Sei­ne Brü­der waren nicht von Rebel­len ent­führt wor­den und konn­ten eine nor­ma­le Aus­bil­dung machen. Auch Jules Ira­du­kun­da Kam­on­yo setz­te nun den zwangs­wei­se unter­bro­che­nen Schul­be­such fort und mach­te sein Abitur. Nach dem Stu­di­um wur­de er Leh­rer an einer Grundschule.

Trau­ma­ta müs­sen pro­fes­sio­nell ver­ar­bei­tet werden

Seit 2012 arbei­tet er als Lei­ter des Cari­­tas-Zen­­trums für Kin­der­sol­da­ten in Kan­ya­ba­yon­ga im Ost-Kon­­­go, das unter ande­rem von Cari­tas inter­na­tio­nal unter­stützt wird. In die­ser umkämpf­ten Regi­on wer­den bis heu­te Kin­der­sol­da­ten „rekru­tiert“ bezie­hungs­wei­se ent­führt, dar­un­ter vie­le Mäd­chen. Wenn die Rebel­len­grup­pen die Kin­der irgend­wann ent­las­sen oder wenn die Kin­der flie­hen kön­nen, brau­chen sie drin­gend pro­fes­sio­nel­le Beglei­tung, um die erlit­te­nen Trau­ma­ta zu bewältigen.

“Drei Jah­re lang war ich Kin­der­sol­dat, bis mir end­lich die Flucht gelang. Ich weiß, wie tief die see­li­schen Ver­let­zun­gen sind, die einem in die­ser Zeit zuge­fügt wer­den.” – Jules Ira­du­kun­da Kam­on­yo, Cari­tas Goma

„Die­se schreck­li­chen Erleb­nis­se müs­sen sie ver­ar­bei­ten, dabei unter­stüt­zen wir sie.“ Jules Ira­du­kun­da Kam­on­yo sieht das als sei­ne vor­dring­lichs­te Auf­ga­be an: „Wir bie­ten ihnen ein vor­über­ge­hen­des Zuhau­se und über­le­gen gemein­sam, ob sie wie­der die Schu­le besu­chen oder eine Aus­bil­dung machen können.“

Heu­te wer­den noch immer Kin­der ent­führt und zu Sol­da­ten aus­ge­bil­det. © Foto: Alex­an­der Bühler

Die Kin­der iden­ti­fi­zie­ren sich mit Jules Ira­du­kun­da Kamonyo

Die Wie­der­ein­glie­de­rung der Kin­der­sol­da­ten in die Gesell­schaft ist jedoch alles ande­re als ein­fach, berich­tet der Ein­rich­tungs­lei­ter: „Wir ver­su­chen Kon­takt zu ihren Fami­li­en her­zu­stel­len und sie behut­sam wie­der in ihre alte Umge­bung zu inte­grie­ren. Das ist oft schwie­rig, weil die Fami­li­en Angst vor ihnen haben und nicht möch­ten, dass sie zurückkommen.“

Vie­le der ehe­ma­li­gen Kin­der­sol­da­ten sind aggres­siv und gewalt­tä­tig, sie neh­men oft Dro­gen und wis­sen nicht, was sie mit ihrem Leben anfan­gen sol­len. Der Kon­takt mit einem der ihren ist daher von unschätz­ba­rem Wert: Jules Ira­du­kun­da Kam­on­yo ist ein über­zeu­gen­des Vor­bild dafür, wie man es schaf­fen kann, die Fes­seln der Ver­gan­gen­heit abzustreifen.

Jules Ira­du­kun­da Kam­on­yo macht um sei­ne Geschich­te und sein segens­rei­ches heu­ti­ges Wir­ken kei­ne gro­ßen Wor­te. Sei­ne Moti­va­ti­on erläu­tert er ganz beschei­den so: „Wir hel­fen den Kin­dern, ihren Platz in der Gemein­schaft wie­der zu finden.“

Seit 2012 lei­tet Jules Ira­du­kun­da Kam­on­yo das Zen­trum für Kin­der­sol­da­ten in Kan­ya­ba­yon­ga, Repu­blik Kon­go. © Foto: Ben­te Stachowske

Mehr über die Arbeit der Cari­tas welt­weit und über unser huma­ni­tä­res Hilfs­werk erfah­ren Sie auf den Web­sei­ten von Cari­tas inter­na­tio­nal: www.caritas-international.de.


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Herzwerker_innen gesucht!

Dohmann-Bannenberg
Ute Dohmann-Bannenberg
09.12.2021


#Das­Ma­chen­Wir­Ge­mein­sam, – die Gesell­schaft jeden Tag ein biss­chen inklu­si­ver. Men­schen mit Behin­de­run­gen und Hei­ler­zie­hungs­pfle­gen­de, Sei­te an Sei­te. Der Fach­ver­band Cari­tas Behin­der­ten­hil­fe und Psych­ia­trie e.V. (CBP) macht mit sei­ner Kam­pa­gne sicht­bar, was Fach­kräf­te in der Behin­der­ten­hil­fe leis­ten und wor­auf es in die­sem Beruf ankommt. 


Tsio­ry, Hei­ler­zie­hungs­pfle­ger im zwei­ten AZU­­­BI-Jahr, erzählt von sei­ner Arbeit mit Men­schen mit Behin­de­run­gen – und zeigt, was einen in die­sem Beruf erwartet.
Mit vol­lem Namen heißt er Tsio­ri­na­va­lo­na Tia­ray Rabe­ma­n­ant­soa. Tsio­ry, wie er sich nen­nen lässt, ist 25 Jah­re alt, kommt aus Mada­gas­kar und ist im zwei­ten Aus­bil­dungs­jahr zum Hei­ler­zie­hungs­pfle­gen­den bei der gemein­nüt­zi­gen GmbH „Cari­tas Woh­nen im Erz­bis­tum Pader­born“. Immer wie­der huscht ein Lächeln über sein Gesicht, wenn er nach sei­nem Arbeits­all­tag gefragt wird. Man merkt ihm an, dass ihm sein Beruf Spaß macht und er ger­ne mit Men­schen zusam­men ist. 

„Ohne Herz funk­tio­niert alles nicht“

Dass er bei der Foto­se­rie mit­ma­chen durf­te, die im Rah­men der Fach­­kräf­­te-Kam­­pa­­g­ne des Cari­tas Behin­der­ten­hil­fe und Psych­ia­trie e.V. (CBP) ent­stan­den ist, war sein schöns­tes Erleb­nis der letz­ten Wochen und macht ihn sehr stolz. Auf die Fra­ge, was ihn moti­viert hat, Hei­ler­zie­hungs­pfle­ger zu wer­den, sagt er, dass es etwas ganz ande­res ist, mit Men­schen mit Behin­de­rung zu arbeiten:
„Wir haben immer Kon­takt mit Men­schen – das ist manch­mal nicht ganz ein­fach. Dafür muss man Sym­pa­thie haben, und: ohne Herz funk­tio­niert alles nicht. Außer­dem muss man Geduld haben – man macht nicht ein­fach nur sei­ne Arbeit und ist fer­tig. Wir müs­sen uns Zeit neh­men für unse­re Klient_innen, die brau­chen ein­fach Auf­merk­sam­keit – und die müs­sen wir ihnen geben.“
Wenn man mit Men­schen mit Behin­de­run­gen arbei­tet, so Tsio­ry, braucht man als Vor­aus­set­zung im Grun­de genau dies: Man muss auf­merk­sam und für sei­ne Kli­en­ten prä­sent sein. Alles ande­re lernt man durch sei­ne Kolleg_innen und in der Schu­le – und vor Ort. Prä­sent sein, das heißt für Tsio­ry, wach sein und auf die Men­schen fokus­siert. „Ich bin da für sie, für die Klient_innen, und nicht für mei­ne Arbeit.“ 

„Man muss Geduld haben – man macht nicht ein­fach nur sei­ne Arbeit und ist fer­tig. Wir müs­sen uns Zeit neh­men für unse­re Klient_innen, die brau­chen ein­fach Auf­merk­sam­keit – und die müs­sen wir ihnen geben.“

„Ich über­le­ge, ob es zu dem passt, was sie erwarten“

Wenn Tsio­ry bei­spiels­wei­se zusam­men mit ihnen einen Salat schnip­pelt, dann geht es nicht um den Salat. Son­dern es geht dar­um, den Men­schen das zu geben, was sie haben möch­ten. „Ich schnei­de Gemü­se und über­le­ge dabei, ob es zu dem passt, was sie erwarten.“
Wenn er sei­ne Arbeit macht, beschäf­tigt ihn das auch noch wei­ter. „Es bleibt etwas für die Zukunft. Wenn ich mit einem Men­schen arbei­te, über­le­ge ich, was bringt die­se Arbeit? Wofür mache ich die­se Arbeit? Wenn ich zum Bei­spiel mit Kli­en­ten einen Spa­zier­gang mache, ist das gut für ihre Gesund­heit. Aber ich mache auch etwas Beson­de­res. Sie haben ihre täg­li­che Rou­ti­ne, aber dazu kommt noch etwas Neu­es in ihr Leben.“

„Es kommt etwas Neu­es in ihr Leben.“

Auch ihm selbst gibt die­se Arbeit viel. „Was zurück­kommt, ist nicht, was wir erwar­ten. Auch eine klei­ne Reak­ti­on ist schon viel. Ich weiß, wie die­se Men­schen sind – und wenn sie reagie­ren, ist das schon gut und wie eine klei­ne Res­sour­ce für den nächs­ten Tag.“
Nähe zu den Men­schen auf­zu­bau­en, fällt ihm leicht. Das kommt von sei­ner Kul­tur und der Erzie­hung durch sei­ne Eltern. Als er nach Deutsch­land kam, war das schon ein klei­ner Schock für ihn, „hier gibt es mehr Distanz“. Für Tsio­ry dage­gen liegt es in sei­ner Natur, auf die Men­schen zuzu­ge­hen und ihnen nah zu sein.

Hier­zu­lan­de kommt es bei der Arbeit mit Men­schen mit Behin­de­rung dar­auf an, ihnen auf Augen­hö­he zu begeg­nen, wie er selbst schon fest­ge­stellt hat. Die­se Hal­tung kommt auch auf den Fotos von ihm zum Aus­druck. „Wir sind alle Men­schen und wir ste­hen auf der glei­chen Stu­fe“, sagt er dazu nüch­tern. „Die Men­schen mit Behin­de­run­gen haben ihre eige­ne Mei­nung und sie haben ihr Recht. Ich respek­tie­re, was sie mei­nen und was sie tun.“ Das hat er hier gelernt – nicht spe­zi­ell in der Aus­bil­dung, son­dern gene­rell in Deutschland. 

„Wir hel­fen Men­schen mit Behin­de­rung, ihre Zie­le zu erreichen“

Was Tsio­ry in Deutsch­land macht, kann er sei­nen Ver­wand­ten nur schwer erklä­ren, weil es die­sen Beruf in Mada­gas­kar nicht gibt. Aber er ver­sucht deut­lich zu machen, wie wich­tig sei­ne Arbeit ist – dass er die Kli­en­ten beglei­ten und ihnen hel­fen kann, weil sie spe­zi­el­le und pro­fes­sio­nel­le Unter­stüt­zung brauchen.

Wenn er mit sei­nen Freun­den in Deutsch­land spricht und sagt, dass er Hei­ler­zie­hungs­pfle­ger ist, bleibt der Begriff „Pfle­ge“ in den Köp­fen hän­gen. „Aber es ist nicht nur Pfle­ge“, sagt er dann, „Hei­len‘ und ‚Erzie­hung‘ gehö­ren auch dazu. Wir machen mehr als Pfle­ge, erklä­re ich ihnen.“
Um ver­ständ­lich zu machen, was er meint, führt er aus: „Wenn ein Mensch sich nicht bewe­gen kann, wenn er im Roll­stuhl sitzt und bestimm­te Din­ge im täg­li­chen Leben nicht tun kann, kommt der Pfle­ger und hilft den Men­schen – mit allen pfle­ge­ri­schen Mit­teln“, führt er aus und wählt sei­ne Wor­te spür­bar mit Bedacht. „Aber danach gibt es noch ein ande­res Leben. Es geht nicht nur um Pfle­ge. Wir sind da für die Men­schen. Die­se Men­schen haben ein Ziel im Leben. Wir Hei­ler­zie­hungs­pfle­gen­den sind dafür da, den Men­schen zu hel­fen, ihre Zie­le zu erreichen.“

 

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zu dem Berufs­bild der Hei­ler­zie­hungs­pfle­ge erhal­ten Sie auf fol­gen­der Sei­te: https://www.cbp.caritas.de/themen/fachkraefte/was-machen-fachkraefte-in-der-behindertenhilfe/was-machen-fachkraefte-in-der-behindertenhilfe


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EIN TAUSCH­SCHRANK FÜR DEN ZUSAMMENHALT

Christian Heidrich

Chris­ti­an Heid­rich
02.12.2021



Die zün­den­de Idee eines Eltern­rats­mit­glie­des des inklu­si­ven Fami­li­en­zen­trums Anna Roles der Cari­­tas-Lebens­­­wel­­ten in Aachen-Lich­­ten­­busch, die Unter­stüt­zung durch das Team des Fami­li­en­zen­trums und die Tat­kraft eines Hand­wer­kers mach­ten es mög­lich: In Aachen ‑Lich­ten­busch steht jetzt ein Tauschschrank.

Ein schö­nes Bei­spiel dafür, was die Cari­­tas-Dach­­kam­­pa­­g­ne „Das machen wir gemein­sam“ meint.

Jean-Bap­­tis­­te Guin leg­te Hand an und setz­te die Idee des Tausch­schranks mit Hil­fe von Stahl, Mul­­ti­­plex-Pla­t­­ten und Glas um.

Er heißt „Wili“, trotzt jedem Wet­ter und ist vor dem Fami­li­en­zen­trum Anna Roles der Cari­tas Lebens­wel­ten in Aachen-Lich­­ten­­busch zuhau­se. „Wili“ ist ein Tausch­schrank. Sein Name ist die Abkür­zung für die Initia­ti­ve „Wir in Lich­ten­busch“. Dass es den aus Cor­ten­stahl gefer­tig­ten Schrank über­haupt gibt, ver­dankt er Phil­ipp Schaps. Als Mit­glied des Eltern­ra­tes des Fami­li­en­zen­trums kam er auf die Idee. Die Initia­ti­ve „Wir in Lich­ten­busch“ woll­te den Spiel­platz in der Mit­te des Ortes am Fami­li­en­zen­trum auf­wer­ten. Im Ort leben vie­le jun­ge Fami­li­en, deren Aus­tausch unter­ein­an­der geför­dert wer­den soll­te: „So kamen wir auf die Idee, einen Platz zu haben, wo man Din­ge aus­tau­schen kann, die man noch brau­chen kann“, sagt Phil­ipp Schaps.

Der per­fek­te Ort für einen Tauschschrank

Nata­scha Bie­niek, Stand­ort­lei­tung des Fami­li­en­zen­trums Anna Roles der Cari­tas Lebens­wel­ten, war begeis­tert, als Phil­ipp Schaps die Idee an das Fami­li­en­zen­trum her­an­trug: „Wir fan­den die Idee toll, weil wir ein Fami­li­en­zen­trum sind und das Zusam­men­füh­ren der Fami­li­en unter­stüt­zen wol­len. Hier ist der per­fek­te Ort dafür, weil vie­le Fami­li­en hier­hin kom­men und im Fami­li­en­zen­trum Kur­se machen“, sagt sie. Chris­tia­ne Hauch, Gebiets­lei­tung bei den Cari­tas Lebens­wel­ten, erin­nert dar­an, dass es bis zum Auf­stel­len des Tausch­schranks vor dem Fami­li­en­zen­trum in der Ein­rich­tung zwei Schrän­ke gab: einen für Bücher, einen für Klei­dung. „Da kamen aber nur die Eltern her­an, deren Kin­der bei uns einen Kin­der­gar­ten­platz haben. Jetzt mit die­sem Tausch­schrank hier drau­ßen ist genau das erreicht, was wir von den Cari­tas Lebens­wel­ten möch­ten: öff­nen für den Sozi­al­raum“, sagt sie.

„Wir fan­den die Idee toll, weil wir ein Fami­li­en­zen­trum sind und das Zusam­men­füh­ren der Fami­li­en unter­stüt­zen wol­len. Hier ist der per­fek­te Ort dafür, weil vie­le Fami­li­en hier­hin kom­men und im Fami­li­en­zen­trum Kur­se machen“, sagt Nata­scha Bieniek

Zwei Schrän­ke: einen für Bücher, einen für Kleidung

Jean-Bap­­tis­­te Guin, ein ört­li­cher Schrei­ner, bau­te den Tausch­schrank. „Durch den Cor­ten­stahl ist der Schrank Wet­ter­fest und damit unver­wüst­lich. Das Innen­le­ben ist aus wet­ter­fes­ten Mul­­ti­­plex-Pla­t­­ten. Wir hof­fen, dass uns der Schrank lan­ge gute Diens­te tut“, sagt er.

Nata­scha Bie­niek und Chris­tia­ne Hauch (v.l.) von den Cari­tas Lebens­wel­ten unter­stütz­ten die Idee des Tausch­schranks, weil er ein Anlie­gen der Lebens­wel­ten för­dert: die Öff­nung für den Sozialraum

Kin­der freu­en sich über den Tauschschrank 

Die Idee des Tausch­schranks kam auch bei der Stä­de­Re­gi­on Aachen so gut an, dass sie ihn bei einem Wett­be­werb mit einem Geld­preis prä­mier­te. Und auch den Kin­dern im Ort gefällt der Schrank gut: „Ich fin­de den Tausch­schrank toll, weil man dort Din­ge hin­ein­tun kann, die man nicht mehr braucht und etwas, was man dar­in fin­det und ger­ne haben möch­te, zum Bei­spiel Spiel­sa­chen, mit­neh­men kann“, sagt die neun­jäh­ri­ge Ines.

Cari­tas in Aachen-Lichtenbusch

Wer mehr wis­sen möch­te über den Tausch­schrank in Aachen-Lich­­ten­­busch, kann sich ein Video anschau­en unter. www.caritas-ac.de/kampagne.


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KIN­DER­GRUND­SI­CHE­RUNG UND KIN­DER­RECH­TE INS GRUNDGESETZ

Eva-Maria Bolay

Eva-Maria Bolay
28.09.2021



Jedes 5. Kind ist in Deutsch­land von Armut bedroht. Was muss pas­sie­ren, damit sich die­se Quo­te ver­än­dert? MACH DICH STARK schmie­det in Baden-Wür­t­­te­m­­berg an einem gro­ßen Bünd­nis, das der Kin­der­ar­mut den Kampf ansagt.

Bereits 40 Pro­mis, Stif­tun­gen oder Unter­neh­men fech­ten an der Sei­te der Initia­ti­ve für mehr Chancengleichheit.

Kin­­der­­rech­­te-Figur der Akti­on „Schau mal, hier bin ich“ Foto: Cari­tas Rottenburg-Stuttgart

Kin­der­ar­mut geht uns alle an

Kin­der­ar­mut ist kei­ne gesell­schaft­li­che Rand­er­schei­nung. Jedes 5. Kind ist davon betrof­fen! Dabei ist der Umstand, arm zu sein, kein rein finan­zi­el­les The­ma. Armut grenzt Kin­der und Jugend­li­che aus. Armut macht perspektivlos.
Im wirt­schaft­lich star­ken Baden-Wür­t­­te­m­­berg sind vor allem Kin­der von Allein­er­zie­hen­den und aus kin­der­rei­chen Fami­li­en betrof­fen. Sie sind von Geburt an nicht nur einem höhe­ren Armuts­ri­si­ko aus-gesetzt, son­dern haben es auch sehr viel schwe­rer als ihre Alters­ge­nos­sen, eine gute schu­li­sche und beruf­li­che Aus­bil­dung zu erhal­ten. Sie star­ten somit qua Geburt mit „schlech­te­ren Kar­ten“ ins Leben. Wo Kin­der kei­ne Chan­ce erhal­ten, sich gut zu ent­wi­ckeln, wird Kin­der­ar­mut zu einer schlei­chen­den Gefahr für unse­re Gesell­schaft. Kin­der­ar­mut ent­zieht ihr Poten­zia­le, gefähr­det unse­ren Wohl­stand und den gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt. Denn Armut ver­erbt sich. Und die armen Kin­der von heu­te wer­den zu den armen Erwach­se­nen von morgen.
Die­se Tat­sa­che will die Initia­ti­ve MACH DICH STARK nicht län­ger hin­neh­men. Sie hat das gro­ße Ziel, den Anteil an Kin­dern, die im Süd­wes­ten in Armut leben, bis 2030 um ein Drit­tel zu redu­zie­ren. Um das zu errei­chen, müs­sen die Ursa­chen im Sys­tem, die Armut beför­dern, und ihre nega­ti­ven Fol­gen für Bil­dung, Gesund­heit, Woh­nen und Teil­ha­be bekämpft wer­den. Dazu ver­folgt die Initia­ti­ve das Ziel, Men­schen, Orga­ni­sa­tio­nen und Insti­tu­tio­nen im Kampf gegen Kin­der­ar­mut zu ver­ei­nen. Gemein­sam gilt es dafür zu sor­gen, dass allen Kin­dern Ent­wick­lung und Teil­ha­be ermög­licht wird. Der­zeit gibt es 40 Part­ner (Stif­tun­gen, Fonds, Unter­neh­men, Künst­ler, Bil­dungs­trä­ger sowie Ver­bän­de), die das Anlie­gen unterstützen.

„Armut ver­erbt sich. Die­se Tat­sa­che will die Initia­ti­ve MACH DICH STARK nicht län­ger hin­neh­men. Sie hat das gro­ße Ziel, den Anteil an Kin­dern, die im Süd­wes­ten in Armut leben, bis 2030 um ein Drit­tel zu reduzieren. “

Benach­tei­li­gung überwinden

MACH DICH STARK bün­delt Akti­vi­tä­ten. Im Jahr der baden-wür­t­­te­m­­ber­­gi­­schen Land­tags­wahl und Bun­des­tags­wahl hat die Initia­ti­ve bei­spiels­wei­se einen digi­ta­len Politiker_innengipfel mit Lan­d­­tags-abge­­or­d­­ne­­ten aller Par­tei­en – mit Aus­nah­me der AFD – ver­an­stal­tet. Im Aus­tausch mit Enga­gier­ten aus ver­schie­de­nen Gesell­schafts­be­rei­chen wie dem Sport oder Umwelt­schutz sowie Men­schen, die einst selbst von Kin­der­ar­mut betrof­fen waren, ent­wi­ckel­te die Dis­kus­si­ons­run­de ein Leit­bild, wie Benach­tei­li­gung über­wun­den wer­den kann. Dazu gehört ein Bil­dungs­sys­tem, das unab­hän­gig vom Ein­kom­men der Eltern für gelin­gen­de Bil­dungs­ver­läu­fe sorgt.
Eine ande­re Akti­on stand unter dem Mot­to „Schau mal, hier bin ich“. Hier setz­ten sich die Kin­der und Jugend­li­chen in ver­schie­de­nen Regio­nen und Ein­rich­tun­gen einen Tag lang mit ihren Rech­ten aus­ein­an­der. Am Ende gestal­te­te jedes Kind sei­ne eige­ne Kin­­der­­rech­­te-Figur, die sym­bo­lisch zeig­te: Kin­der­rech­te gel­ten über­all. In der Schu­le, in der Frei­zeit und in der Familie.

Land­tags­ab­ge­ord­ne­te beim digi­ta­len Gip­fel zum The­ma Kinderarmut

Bun­des­tags­wahl: Wel­che poli­ti­schen Wei­chen kann der Bund stellen?

Auf Bun­des­ebe­ne wer­den vie­le poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen getrof­fen, die direk­ten Ein­fluss auf die Lebens­be­din­gun­gen auch von ärme­ren Men­schen haben. In einer Kin­der­grund­si­che­rung etwa liegt viel Poten­zi­al, damit sich sozia­le Ungleich­heit nicht fort­pflanzt. Mit der Kin­der­grund­si­che­rung ver­bin­det sich die Idee: Je nied­ri­ger das Fami­li­en­ein­kom­men ist, des­to höher fällt der Betrag der Kin­der­grund­si­che­rung aus. Die­je­ni­gen, die über das Ein­kom­men der Eltern wenig haben, pro­fi­tie­ren am stärks­ten. Die Kin­der­grund­si­che­rung bün­delt alle bestehen­den fami­li­en­po­li­ti­schen und exis­tenz­si­chern­de Leis­tun­gen wie Hartz IV, Kin­der­geld und steu­er­li­che Kin­der­frei­be­trä­ge. Dabei soll sich die Höhe des Exis­tenz­mi­ni­mums nicht am unte­ren Rand ori­en­tie­ren, son­dern an dem, was Kin­der und Jugend­li­che im Durch­schnitt in Deutsch­land zum Leben brauchen.

Jedes Kind soll glei­che Rech­te haben! Foto: Cari­tas Rottenburg-Stuttgart

Kin­der in ihren Rech­ten stärken

Erst jüngst schei­ter­te der Ver­such, die Kin­der­rech­te im Grund­ge­setz zu ver­an­kern. Dabei hat die Coro­­na-Kri­­se uns vor Augen geführt, wie Kin­der­rech­te ein­ge­schränkt wer­den – etwa durch die Schlie­ßung von Bil­dungs­ein­rich­tun­gen. Zugleich wur­den und wer­den die Belan­ge jun­ger Men­schen im poli­ti­schen Ent­schei­dungs­pro­zess viel zu wenig berück­sich­tigt. Daher braucht es in Deutsch­land eine deut­li­che Stär­kung von Kin­der­rech­ten. MACH DICH STARK setzt sich dafür ein, dass die­se expli­zit im Grund­ge­setz ver­an­kert wer­den. Es ist wich­tig, dass das Anlie­gen auch im Koali­­ti­ons­­ver-trag der neu­en Bun­des­re­gie­rung fest­ge­schrie­ben wird. Hier gilt es dafür ein­zu­tre­ten, dass ein neu­er Anlauf tat­säch­lich der UN-Kin­­der­­rechts­­kon­­­ven­­ti­on gerecht wird.
Armut ist kom­plex und lässt sich nicht kur­zer­hand aus der Welt schaf­fen – das ist klar. Doch die Kin­der kön­nen sich nicht selbst aus ihrer Situa­ti­on befreien.
Wei­te­re Infor­ma­tio­nen fin­den Sie auf der Web­site zum Pro­jekt MACH DICH STARK.

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