KATHOLISCHE KRANKENHÄUSER WOLLEN INTELLIGENTEN STRUKTURWANDEL
Bernadette Rümmelin, Geschäftsführerin des Katholischen Krankenhausverbands Deutschlands (kkvd)
17.09.2021
Nach der Bundestagswahl wird der Reformdruck im Gesundheitswesen weiter steigen.
Schon jetzt befindet sich die Krankenhauslandschaft in einem ungeregelten Strukturwandel, der vor allem Marktgesetzen folgt. Das gefährdet die gesundheitliche Daseinsvorsorge.

In Deutschland gibt es derzeit rund 1.900 Krankenhäuser, 283 davon befinden sich in katholischer Trägerschaft. Die Zahl der Kliniken ist in den vergangenen Jahren gesunken und dieser Trend wird sich weiter fortsetzen. Denn nicht jeder bisherige Krankenhausstandort wird in zehn Jahren noch gebraucht, um eine bedarfsgerechte Versorgung der Menschen flächendeckend sicherzustellen.
Doch wenn heute eine Klinik schließt, hat dies bisweilen wenig mit dem regionalen Versorgungsbedarf zu tun. Vielmehr müssen einige Häuser aufgrund der Fehlsteuerung im System, des regulatorischen Drucks und der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ihre Türen schließen. Daher machen sich die katholischen Krankenhäuser dafür stark, den ungesteuerten Strukturwandel in gelenkte Bahnen zu überführen.
Versorgungsbedarf der Patienten muss Krankenhausplanung zugrunde liegen
In unserem Positionspapier zur Bundestagswahl und für die neue Legislaturperiode fordern wird konkret, dass die Krankenhausplanung auch künftig in den Regionen erfolgt und sich konsequent am Versorgungsbedarf der Menschen orientiert. Übersteigertes Effizienzstreben und Marktlogik dürfen nicht wichtiger sein als die Orientierung der Krankenhausversorgung am Bedarf Patient:innen.
Ein Kahlschlag in der Kliniklandschaft, wie er von einigen Seiten propagiert wird, hätte fatale Folgen. Die Corona-Pandemie zeigt, wie wichtig Ausweich- und Reservekapazitäten in der stationären Versorgung sind. Zudem gilt gerade für ältere, multimorbide Menschen in ländlichen Regionen, dass lange Wege hohe Hürden sind. Aber auch jungen Familien ist eine gute Gesundheitsversorgung in der Nähe wichtig.
Netzwerke von Krankenhäusern als Erfolgsmodell
Mit ihrer ausgeprägten Verbundstruktur belegen die katholischen Krankenhäuser schon heute, dass hohe Behandlungsqualität und Spezialisierung auch in einem Netzwerk mehrerer Kliniken möglich sind, wenn sich jedes Haus auf seine Stärken konzentriert. Darüber haben wir am 23. August auch mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Fachabgeordneten aus dem Bundestag diskutiert. Ansgar Veer, kkvd-Vorstandsmitglied und Hauptgeschäftsführer der St. Bonifatius-Hospitalgesellschaft in Lingen, schlug vor, dass Krankenhäuser in einer Netzwerkstruktur mit Aufgabenteilung bei der Finanzierung gleichgestellt werden mit einer Großklinik an einem Standort. Der Gesundheitsminister zeigte sich dafür grundsätzlich offen.
Außerdem setzen sich die katholischen Krankenhäuser in ihren Positionen für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege ein. Dazu gehören auch ein schneller Ausbau der Aus- und Weiterbildung sowie die eigenverantwortliche Ausübung heilkundlicher Tätigkeiten durch Pflegefachkräfte. Die starren Untergrenzen für das Pflegepersonal sollten schnellstmöglich durch die stärker am Patientenbedarf orientierte Pflegepersonal-Regelung 2.0 (PPR 2.0) ersetzt werden, bis voraussichtlich 2025 ein wissenschaftlich fundiertes Instrument zur Pflegepersonalbemessung anwendungsreif ist.
Die bundesweit 283 katholischen Krankenhäuser bilden die größte Gruppe unter den freigemeinnützigen Kliniken in unserem Land. Sie untermauern mit ihrer Arbeit Tag für Tag, dass die freigemeinnützige Trägerschaft innovativ und ein Zukunftskonzept ist. Hier gehen nachhaltiges Wirtschaften und Patientenorientierung Hand in Hand. Gleichzeitig wurden und werden hier Versorgungskonzepte entwickelt und vorangebracht, auch wenn sie noch nicht über die Regelversorgung finanziert werden. Das galt beispielsweise im Hospiz- und Palliativbereich oder bei der Versorgung von HIV-Patient:innen. Daher ist es wichtig, die Trägervielfalt und freigemeinnützige Akteure im Gesundheitswesen auch weiterhin zu stärken.
Das kkvd Positionspapier zum Download gibt es hier:
https://kkvd.de/menschlich-innovativ-freigemeinnuetzig/
https://kkvd.de/wp-content/uploads/2021/05/210506_kkvd_Positionen_BTW2021.pdf
Die Videos zur Veranstaltung am 23. August gibt es hier:
https://www.youtube.com/channel/UCxK70KcaZSai5jVDJ6fgRpg
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